Donnerstag, Mai 03, 2007

Jackie Brown


Gestern habe ich zum zweiten Mal Quentin Tarantinos Jackie Brown gesehen, diesmal auf der Kinoleinwand und im Original, und ich muss sagen, dass ich, anders als beim ersten Mal, ziemlich überwältigt war. Was ist das doch für ein wunderbarer Film.

Angesichts von Reservoir Dogs, Pulp Fiction und Kill Bill ist man ja versucht, Jackie Brown mit einem "Jaja, ist eh auch nicht schlecht" abzutun und insgeheim die Action, die coolen Sprüche und/oder den grotesken Humor der anderen Filme zu vermissen. Dabei beweist Tarantino gerade mit Jackie Brown seine wahre Größe. Er hätte auch einfach ein zweites Pulp Fiction drehen können, sowie es seine unzähligen Epigonen versucht haben, aber stattdessen hat er etwas anderes probiert, ohne dabei seinen Stil zu verleugnen (komplexer Zitatedschungel, unnatürlich natürliche Dialoge, Coolness etc.).

Dabei merkt man dem Film in jeder Sekunde die Sorgfalt und Liebe an, mit der er umgesetzt wurde. Besonders zeigt sich dies in den Charakteren und ihren Beziehungen zueinander. Statt reiner postmoderner Ironie und comichafter Übertreibung bekommen wir hier wirklich ehrliche, emotionale Bindungen und Konflikte zu spüren. Mal ehrlich, wer hätte nach Reservoir Dogs und Pulp Fiction gedacht, dass Tarantino es schafft, eine menschliche Beziehung dermaßen subtil und bravourös darzustellen wie im Falle Jackie Brown und Max Cherry? Genauso gut wird etwa das Verhältnis von Ordell und Louis rübergebracht, oder die Spannung, die zwischen Jackie und Ordell herrscht.

Aber auch filmisch ist Jackie Brown einfach ungeheuer souverän. Natürlich nicht so experimentierfreudig wie Kill Bill, aber auch hier haben wir Dinge wie Splitscreen, lange Tracking Shots und eine Sequenz, die hintereinander aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt wird. Allein die an De Palma und Hitchcock erinnernde Szene, in der Ordell Jackie in offensichtlicher Tötungsabsicht zu Hause besucht, ist meisterhaft. Oder natürlich die tolle Eröffnungssequenz mit Across 110th Street.

Ich freue mich jetzt jedenfalls von Neuem darauf, Tarantinos nächsten Streich, Death Proof, zu sehen. Soll ja schon wieder ein Meisterwerk geworden sein.

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