Montag, Mai 14, 2007

La Jetée


Chris Markers 1962 entstandenen, 28-minütigen Kurzfilm La Jetée zu sehen ist wohl eines der intensivsten filmischen Erlebnisse, das man haben kann - zumindest war es das für mich. Und das obwohl der Film fast gänzlich ohne Bewegung und Dialog auskommt. Klingt langweilig? Ist es aber nicht. La Jetée funktioniert nämlich als "Photo-Roman", wie es im Vorspann heißt. Er besteht nahezu komplett aus kunstvoll montierten Standbildern, darüber hören wir einen Off-Erzähler und, gezielt eingesetzt, Musik und Geräusche. Es ist gleichzeitig ein Science-Fiction-Film und eine Liebesgeschichte, eine Reflexion über Zeit, über Erinnerung, über das Kino.

Die Handlung spielt nach dem Dritten Weltkrieg. Paris ist zerstört und radioaktiv verseucht. Die Überlebenden haben sich in die Katakomben zurückgezogen und erforschen dort mittels Experimenten an Gefangenen die Technologie des Zeitreisens, um aus anderen Zeitzonen Hilfe holen zu können. Einem Gefangenen gelingt schließlich die Reise in die Vergangenheit, da er eine besonders intensive Erinnerung an ein Bild aus seiner Kindheit mit sich trägt, das ihm bis heute keine Ruhe lässt.

Übrigens kennen den Film zumindest indirekt auch viele Leute, die mit französischem Kunstkino nicht so viel am Hut haben und lieber Bruce Willis-Filme schauen; er war nämlich das Vorbild für Terry Gilliams 12 Monkeys. In die obligatorische Abwertung des "Remakes" werde ich aber gewiss nicht verfallen - zum einen sind die beiden einfach viel zu unterschiedlich und zum anderen finde ich 12 Monkeys großartig. Nichtsdestotrotz: La Jetée sollte man gesehen haben. Unbedingt. (Finger weg jedoch von der Version auf You Tube, zumindest von der englischen: Eine zentrale Szene fehlt.)

IMDB-Eintrag

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